Cam Kennedy, Oliver Vatine & Fred Blanchard

© Maikel Das ,Uwe Lippick und TM & © Lucasfilm LTD. 1996
Used with permission by the OSWFC

Frage: Was macht die Faszination von Star Wars aus?

Cam: Star Wars war einzigartig zu seiner Zeit, in den 70ern. Als der Film startete, waren die Leute wirklich "geschocktì. Als der Stardestroyer über die Köpfe flog, ohne Reißverschluß, schaukeln und Fäden dran, hielt man ihn für real. Die Spezialeffekte hatten eine Qualität erreicht, wie man sie niemals zuvor gesehen hatte, außer vielleicht bei 2001 von Stanley Kubrik.

Frage: Fred und Oliver, welchen Eindruck hattet Ihr, als Ihr Star Wars das erste mal im Kino gesehen habt?

Oliver: Es war überwältigend. Zuvor existierte diese Art von Science Fiction nur in der Literatur. Jetzt konnte man es "hautnahì auf der Leinwand miterleben. Wie Cam schon sagte, Star Wars war der erste Film, der diese Qualität erreichte. Als Dark Horse mir anbot Heir to the Empire zu zeichnen, habe ich sofort zugesagt.

Fred: Ich war noch sehr jung, als Star Wars anlief. Ich habe den Film nicht gesehen. Ich durfte auch kein Fernsehen gucken. Alle meine Freunde in der Schule erzählten davon, wie es war. Das war eigendlich ziemlich frustrierend. Ich zeichnete den Film, so wie ich ihn mir selber vorgestellt habe. Später, als ich den Film gucken durfte, war es, als ob sich eine Tür öffnete.

Frage: Star Wars war ein Phänomen. Welches war die größte Herausforderung  ihn ins Medium Comic zu transformieren?

Cam: Nun, ich habe den Film nicht ins Comic "transformiertì. Mir ging es hauptsächlich darum die Atmosphäre einzufangen. Deshalb habe ich viele Grün- und Blautöne verwendet.  Bei Lucasfilm sagten sie, daß das mehr cinematographische Farben wären. Ich hatte eine hervorragende Resonanz, als die erste Serie von Dark Empire erschien. Die Leute sagten:ì Hey, das ist wie im Film!ì Es ist alles ein Trick. Alles Bluff.

Frage: Was war das Schwierigste, als Du an Dark Empire gearbeitet hast?

Cam: Ehrliche Antwort?... R2-D2 zu zeichnen. Ich mag ihn nicht mehr, weil er so schwierig war. Er ist einer dieser Figuren, die eine Menge Zeit benötigen. Es ist einfach, einen Eindruck von R2 zu zeichnen. Aber die wahren Star Wars-Fans gucken genau hin und würden sagen: "Nee, da fehlen zwei Rahmen!ì Das war wirklich schwierig. Aber der Rest war einfach. Nachdem Tom Veitch und ich uns entschieden, Dark Empire zu machen, mußte ich mir erst das nötige Wissen über Star Wars aneignen. Für mich war es eigendlich nur ein alter Film. Ich sah mir also die drei Filme an und besorgte mir Referenzmaterial mit Fotos vom Rasenden Falken und anderen Sachen. Davon ging ich aus und stürzte mich kopfüber in die Arbeit. Und das hat wunderbar geklappt. Jedenfalls erzählen mir das die Leute.

Frage: Wie verlief Euer erster Kontakt zu Lucasfilm?

Oliver: Wir wurden von Dark Horse eingeladen, um die Verträge zu unterschreiben. Das war dann auch die Gelegenheit die Skywalker Ranch zu besuchen.Wir waren nicht wie Profis dort, sondern mehr wie Fans. Wie Kinder in Disneyland- Lucasland. Das war schon sowas, wie ein Traum. Lucy Wilson, die für die Verträge verantwortlich war, führte uns herum. Es ist ein Ritual, daß jeder Besucher der Skywalker Ranch Yoda grüßen muß. Begeistert waren wir, als wir George Lucas flüchtig durchís Fenster sehen konnten. Das war alles sehr aufregend. Persönlich haben wir ihn aber nicht getroffen.

Frage: Hast Du George Lucas persönlich getroffen, Cam?

Cam: Nein, Ich wurde auch auf die Skywalker Ranch eingeladen. Er war auch dort, doch in einer Besprechung. Es bereitet mir keine schlaflosen Nächte George Lucas nicht persönlich getroffen zu haben. Er schickt mir aber jedes Jahr eine Weihnachtskarte!

Frage: Was sind Eure Urspünge als Künstler? Woher stammt die Liebe zum Comic?

Cam: Als ich Geld brauchte. Ich hatte niemals die Absicht in der Comic Branche zu arbeiten. Ich fing als Grafiker an, dann war ich Poet, lebte in Paris und beschäftigte mich mit "richtigerì Kunst. Nach meiner Scheidung ging ich zurück nach Schottland. Jemand schlug mir vor, daß ich es mal mit den Dingern namens "Comicì versuchen sollte. Ich hatte Comics gelesen, als ich jünger war, wie Tom & Jerry. Es kam mir aber niemals in den Sinn, mich näher damit zu beschäftigen. Ich schickte vier oder fünf Seiten mit Skizzen zu einem Verleger in London und sie sandten mir ein Skript zurück, nachdem ich zeichnen sollte. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie man ein Comic macht! Ich brachte einfach das zu Papier, wie ich es für richtig hielt und sie liebten es. Der Rest ist Geschichte. Nenne mich Söldner! Das Zeichnen fällt mir sehr leicht. Die Leute zahlen viel Geld dafür, etwas zu tun, was mir Spaß macht und ich kann mir meine Zeit selbst einteilen. Ich kann Dir nicht sämtliche Entstehungsgeschichten von Superhelden erzählen, weil es für mich nur Erwachsene in Unterwäsche sind.
Fred: Ich war an einer Schule, die Design und Werbung lehrte. Doch das gefiel mir nicht. Dann zeichnete ich für verschiedene Verleger Illustrationen. Nachdem ich Oliver kennen gelernt hatte, arbeiteten wir zusammen. Aber ich könnte nicht nur Comics zeichnen. Das ist zu einsam. Man sitzt ein Jahr alleine zuhause und arbeitet an einem Album. Man weiß nicht, ob es den Leuten gefällt oder ob man bezahlt wird. Man erhält keinFeedback. Sehr gerne arbeite ich für Trickfilme. Es ist eine Teamarbeit. Jeder bringt etwas ein. Man trifft Leute, die auch sehr begabt sind und kann selber noch dazu lernen. Die Arbeit mit Oliver macht mir Spaß, aber nur Comics zeichnen möchte ich nicht.

Frage: Was haltet Ihr davon, wie die Filmindustrie mit Comicfiguren auf der Leinwand umgeht?

Cam: Unglücklicherweise tendiert Hollywood dazu, wenn sie einen Comiccharakter auf die große Leinwand übertragen, niemals die Leute zu beschäftigen, die mit der Figur über Jahre hinweg gearbeitet haben und mit ihr vertraut sind. Ein Grund mag die "American Writer Guildì sein. Es ist eine Art Gewerkschaft. Die Produzenten müssen jemanden suchen, der noch nie mit der Figur etwas zu tun hatte. Die Hollywood-Leute denken, sie seien viel kreativer als alle anderen. Als John Wagner, der ein Schotte ist, Judge Dredd erschuf, gestaltete er ihn als 2,40m großen Clone. Hollywood, in seiner Weisheit, engagierte Sylvester Stallone, einen 1,67m großen Italo-Amerikaner. Warum suchen sie nicht einen 2,20m Basketballspieler? Judge Dredd wurde eine Kultfigur, ein Superheld und man sah niemals sein Gesicht in all den Jahren. Das ist ziemlich einmalig und auch klever. Ich selbst habe ihn lange gezeichnet. Aber Hollywood sagt nein, wir lassen einen großen Star Judge Dredd spielen und nehmen seinen Helm ab. Das ist nicht mehr Judge Dredd für mich. Warum verändert man etwas, daß etabliert ist? Ein Filmboß mit dicker Zigarre sitzt im Hollywood-Büro und sagt:ìVerändert alles!ì Warum? Natürlich hat es auch mit US-Dollars zu tun. Ich bin immer sehr vorsichtig mit jeder Hollywoodadaption.

Oliver: Gelungen hielt ich die beiden ersten Superman Filme und Batman, was die Atmosphäre und das Design angeht.

Frage: Könnt Ihr Euch vorstellen bei den Star Wars Prequels mitzuarbeiten? An den Storyboards, im Produktionsdesign oder im Merchandisingbereich?

Alle drei: Nein! (Gelächter)

Cam: Jemand bei Lucasfilm schlug vor, mich für Raumschiff- und Kopfgeldjägerdesign zu engagieren. Aber niemand fragte mich, weil sie befürchteten ich wäre beleidigt, wie wenig Geld sie mir zahlen würden. Ich, als Schotte höre gerne etwas überís Geld, auch wenn ich das Angebot nicht annehme. Weißt Du, Lucasfilm möchte, daß man sein Bestes gibt bei den Entwürfen, die man zu Papier bringt. Dinge, die eventuell später als Spielzeug oder Videospiele vermarktet werden. Du erhälst keine Tantiemen und wirst nur einmal bezahlt. Nach 15 Jahren, wenn  eine Figur oder ein Modell 5 Millarden Dollar erwirtschaftet hat, welches Du kreiert hast, dann weinst du, denn du hast alles weggegeben. Ich traf viele Leute, die das gemacht haben, weil sie es als Ehre betrachten für George Lucas zu arbeiten. George Lucas ist auch nur ein Mensch- kein Gott oder sowas. Deswegen mache ich nichts für Lucasfilm. Verstehe mich nicht falsch, Lucas bzw. Dark Horse erhielt wirklich gutes Zeug von mir, aber die Raumschiffe, die ich mag, die Kostüme, die ich mag und die Charakter, die ich mag, die gehören mir! Da steht nicht Copyright Lucasfilm drauf, sondern Copyright Cam Kennedy.

Oliver: Am Anfang haben wir wie Fans gearbeitet. Das Beste herausgegeben, als Hommage an das, was wir als Jungen gesehen haben. Doch später stellten wir fest, das George Lucas Star Wars selber getötet hat mit den Ewoks in Return of the Jedi und der gnadenlosen Vermarktung. Am Ende hatten wir den Eindruck, für Disney gearbeitet zu haben.

Frage: Ihr würdet es nicht noch einmal tun?

Oliver: Nein.

Cam: Traurige Feststellung.

Fred: Wir sind weiser geworden.

Oliver: Wir mußten sehr schnell und sehr viel produzierenund konnten nicht so qualitativ hochwertig arbeiten, wie wir es ursprünglich wollten.

Frage: Hattet Ihr irgendwelche Richtlinien, an die Ihr Euch halten mußtet?

Cam: Du meinst, wie ein rasierter Chewbacca? Nein, ich war unabhängig. Natürlich mußte ich  den Charakteren gegegüber ehrlich bleiben. Aber es kam mir auch nicht in den Sinn, etwas zu verändern.

Oliver: Bei uns war es etwas anders, weil wir nach einer Roman- und Rollenspielvorlage arbeiteten. Aber Lucasfilm war da sehr offen. Einschränkungen gab es eher von Dark Horse.

Frage: Viele amerikanische Fans bemängelten die Nogris, die im Aussehen nicht der Romanvorlage entsprachen.

Oliver: Die Nogris waren zwar im Roman beschrieben, doch die Zeichnung im Rollenspielbuch war nicht gut. Darüber waren wir nicht glücklich. Das funktionierte nicht im Comic. Wir haben ihn verbessert. Den Kopf behielten wir bei, aber den Körper haben wir verlängert. Die Fans haben das überhaupt nicht akzeptiert. Aber da Lucasfilm es genehmigt hatte, beruhigten sich die Fans wieder.

Vielen Dank für das interessante Interview und bis bald, in einer Galaxis weit, weit entfernt.

 zurück zur Startseite

 zurück zur Star Wars Seite