George Lucas verwandelte das Universum in eine Märchenwelt, in ein Spielplatz für jung und alt - bis Ridley Scott kam. Er verwandelte das Universum erneut, in etwas dunkles und bedrohliches.
Vor der Alien-Serie erschien der Weltraum ein ziemlich
netter Platz zu sein, egal welche Monster es beherbergte. Die Reise zu
den Sternen in Filmen wie Destination Moon, 2001 oder Star Trek waren große
Abenteuer. Doch Alien war anders. Die Crew der Nostromo waren
keine
Welteneroberer, die zu neuen Grenzen aufbrachen, sondern hart arbeitende
Profis, denen ihr Gehalt und eine schnelle Heimkehr wichtiger waren,
als Abenteuer. Mit anderen Worten, es waren Leute wie wir, die unerwartet
dem namenlosen Grauen gegenüberstanden. Man kann sich nur allzuleicht
mit der Mannschaft der Nostromo und ihren Überlebenskampf identifizieren.
Das machte Alien nur noch schrecklicher.
Es war Dan OíBannon (Dark Star) der das potential
erkannte, wieder den Horror in den Science Fiction zurück zu bringen,
ganz im Stile der klassischen 50er Jahre Filme. Sein Partner Ron Shusett
brachte das Projekt erst richtig ins Rollen mit der Idee, ein Hybridmonster
zu erschaffen, welches den Menschen zur Fortpflanzung benutzt.
Das Alien Skript fand seinen Weg zur Brandywine Production
von Walter Hill und David Giler, die den Entwurf über- und die
Charaktere herausarbeiteten. Es war ihr verdienst aus dem gängigen
Cliché auszubrechen und Warrant Officer Ellen Ripley die Rolle der
Helden zu geben. Die damals noch unbekannte Yale Schauspielstudentin Sigourney
Weaver wurde mit dieser Rolle zum Star in Hollywood.
Das Drehbuch bildete das Fundament zu dem Erfolg von Alien.
Doch es war Ridley Scott, der daraus Ñseinenì Film und Alien zum
Klassiker machte. Wie später auch mit den Fortsetzungen, waren die
Alien Filme die Sprungbretter zu großartigen Karrieren. Ridley Scott
war 10 Jahre lang Werbefilmer gewesen, ehe er in Alien Regie führte.
Es war die einfache Gradlinigkeit der Geschichte, die ihn faszinierte.
Alles war logisch, schnörkellos aufgebaut und mit starken Charakteren
besetzt. Heutige Filme besitzen kaum noch diese Qualität, weil schwache
Ideen und schlechte Drehbücher nur mit Special Effects aufgemotzt
werden.
Die eigentliche Herausforderung war es den Horror sichtbar
umzusetzen. Wie sollte man die verschiedenen Stadien des Monsters darstellen?
Es war klar, daß es nicht nur ein Stuntman im Gummianzug sein durfte.
Monatelang wurden verschiedene Skizzen produziert ohne greifbaren Erfolg.
Dann
kam Giger.
Dan OíBannon brachte eine Ausgabe von H.R. Gigerís Necronomicon
mit und zeigt sie Ridley Scott. Der war begeistert und entsetzt zugleich.
Das war genau das, was sie suchten. Mit einen Schlag war das Problem des
Monsters gelöst. Gigerís Alien war kein Monster im traditionellen
Sinne, welches brüllend daher kam. Es war mindestens genauso furchteinflößend,
aber gleichzeitig auch elegant, schlank und faszinierend in seiner Erscheinung.
Sein Ñbiomechanischerì Stil aus organischen und technischen Strukturen
hatte es zuvor auf der Leinwand noch nicht gegeben. Der Schweizer Surrealist
wurde nicht nur engagiert das Monster vom Facehugger bis zum Alien zu gestalten,
sondern er entwarf auch das Wrack des Raumschiffes, inklusive Eier, den
Space Jockey und die Landschaft des Planeten. Nicht übersehen sollte
man auch die Arbeit von Chris Foss, Ron Cobb und Moebius, die das
Raumschiff, die Inneneinrichtungen und die Anzüge entwarfen. Aber
das Alien steht natürlich über allem. Für seine fantastische
Arbeit wurde Giger 1980 mit einen Oscar geehrt.
Das Alien war der Film Alien. Mit ihm würde der Thriller
stehen oder fallen. Daher entschied Ridley Scott seinen Star im mysteriösen
zu belassen. Stück für Stück werden Details enthüllt,
bis es zum Showdown ganz zu sehen ist. So blieb die Spannung bis zum Schluß
erhalten.
Der riesige Erfolg von Alien zog eine Welle von B-Movie Rip-Offs
nach sich. Viele sind es nicht Wert genannt zu werden. Es gibt aber einige
gelungene Filme dazwischen. Egal, ob nun geklaut, kopiert oder billig,
machen sie einfach nur Spaß. Zu den besseren Rip-Offs zählen
Galaxy of Terror (Planet des Grauens) und Forbidden World (Mutant - Das
grauen aus dem All). Beides Produktionen des B-Movie Königs Roger
Corman.
Erst sieben Jahre nach Alien kam die Fortsetzung Aliens - Die Rückkehr
in
die Kinos. Für ein Sequel ist das eine verdammt lange Zeit. Als Regisseur
gewann man den damals noch unbekannten James Cameron, der noch damit
beschäftigt war seinen kleinen Film namens Terminator fertig zu stellen.
Nach dem Überraschungshit von Terminator hatte 20th Century Fox plötzlich
einen gefragten Mann an Bord.
Die Schwierigkeit bei Fortsetzungen ist es (nicht nur
Bei Alien), einen neuen Stil zu finden, der sich vom Vorgänger abhebt,
ohne sich aber so weit davon zu entfernen, daß man das Original nicht
mehr wieder erkennt. Viele Sequels scheitern daran und kopieren einfach
nur ihr Vorbild. James Cameron meisterte diese Hürde souverän,
indem er den klaustrophobischen Thriller in ein non-stop Actionspektakel
verwandelte.
Die Stärke von Alien lag in seiner Einfachheit. Aliens
ist sehr viel komplexer. Ripley erhält eine Vergangenheit, das Alien-Universum
wird ausgebaut und es passiert mehr. Leider passierte zuviel und der Film
überschritt die zwei Stunden Marke bei weitem. Einige Handlungsstränge
mußten geschnitten werden. So die Szenen der Kolonisten auf Archeron,
die Smartgun Verteidigung und der Tod von Ripleys Tochter. Letztere Szene
war eine Schlüsselszene, die Ripleys Beziehung zu Newt und ihren Hass
gegen die Aliens erklärt. Ripley Tochter war 10 als sie mit der Nostromo
aufbrach. Nach 58 Jahren im Kälteschlaf ist sie mittlerweile an Alterschwäche
gestorben, als Ripley gerettet wird. Ihr Überleben gegen das Monster
mußte sie teuer mit der Zerstörung ihres Lebens bezahlen. James
Cameron gab später zu, daß es ein schwerer Fehler war, nicht
mehr um diese eine Szene im Endschnitt gekämpft zu haben. Auch Sigourney
Weaver war schwer enttäuscht. In der ÑDirectorís Cutì Langfassung
sind alle geschnittenen Szenen wieder enthalten.
H.R. Giger konnte nicht für Aliens verpflichtet werden,
da er an Poltergeist II arbeitete. James Cameron selbst entwarf das Basiskonzept
der Alienqueen und den Lebenszyklus der Aliens. In der Endfassung
von Alien wurden die Kokon-Szenen mit Dallas herausgeschnitten. Das gab
Cameron die nötige Freiheit seine eigenen Ideen zu verwirklichen.
Die Alienqueen zum Leben zu erwecken war Stan Winstons Aufgabe,
mit dem Cameron schon bei Terminator zusammen gearbeitet hatte. Die Herausforderungen
die Kreaturen weiter zu entwickeln bestand darin, zum einen den vorgegebenen
Giger-Stil treu zu bleiben und zum anderen den Monstern mehr Leben einzuhauchen.
Das gelang hervorragend mit der Alienqueen. Durch ihre ausgeprägte
Körpersprache erhält sie eine ÑPersönlichkeitì.
Der Film startete im Juli 1986, knallte Tom Cruiseís
Top Gun einen vorím Latz und brachte neben $170 Millionen weltweit Sigourney
Weaver eine Oscarnominierung ein. Auch bei den Kritikern erntete er viel
Beifall. James Camerons Aufstieg zum Superstar begann und Alien etablierte
sich als Serie und Goldgrube bei 20th Century Fox.
Regisseur David Fincher hat oft die Schläge für das
Versagen seines Erstlingswerks Alien3 einstecken müssen. Dabei
steckte der Wurm in der Produktion schon lange bevor der damals 28 Jährige
an Bord kam. Drei Jahre nachdem Fox den ersten Drehbuchentwurf in Auftrag
gegeben hatte, stieß David Fincher als Kompromißvorschlag zu
Alien3. Obwohl 20th Century Fox schon über $13 Millionen
in der Vorproduktion verpulvert hatte, konnten sich die Produzenten
auf keine endgültige Geschichte einigen. Die Aufnahmen zu Alien3
begannen mit einen Drehbuch, welches man vier Wochen vor Drehbeginn panisch
zusammengeschustert hatte.
Wie so oft bei Fortsetzungen, wurde ein weiterer Alien-Film
wegen der beeindruckenden finanziellen Erfolge vorangetrieben und weniger
wegen eines kreativen Impulses. Ursprünglich für ein Ostern 1990
Start geplant, verheizte die Produktion 3 Regisseure, 8 Autoren und eine
Reihe von Drehbuchentwürfen und Studioexekutiven, ehe der Film 2 Jahre
zu spät debütierte mit vernichtenden Kritiken und äußert
mäßigen Einspielergebnissen.
Das hatten die 20th Century Fox Chefs sicherlich nicht
im Kopf, als man mit den Überlegungen zu einen weiteren Alien-Film
begann. Sicher, daß man eine Star Trek vergleichbare Erfolgsserie
an der Hand hat, erhielt die Brandywine Production von Walter Hill und
David Giler den Zuschlag für zwei weitere Filme. Für den dritten
Teil mußte ein völlig neuer Ansatz gefunden werden. Dessen
war man sich sicher. Doch das ist leichter gesagt, als getan. Die Ideen
rangierten von: Die Aliens erobern die Erde und machen New York platt bis
Ripley und Newt jagen die Monster durch eine Blade Runner ähnliche
Metropole. Unzufrieden mit diesen unausgegorenen Konzepten besannen sich
Hill und Giler auf das, was in den ersten beiden Filmen am besten funktioniert
hatte - dunkle, verlassene, Labyrinthe. Die ganze Produktion ging nur sehr
schleppend voran und es war ein langer, endloser Kampf. Die Triebfeder
des dritten Films war der riesige Erfolg von Aliens. Das Publikum verlangte
eindeutig nach mehr. Jeder war besorgt der nächste Teil könnte
in die Hose gehen, weil die ersten beiden derart erfolgreich waren. Aufgrund
des großen Respektes dauerte es eine lange Zeit, ehe den Produzenten
bewußt war, welche Geschichte man erzählen wollte und welche
Elemente man übernehmen wollte.
Auf alle Entwürfe, Beteiligten, Katastrophen und
Produktionsphasen einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen. Nach
drei Jahren der Entwicklung war Alien3 ein typischer Horror-Action Streifen,
wenig Charakterisation oder Hintergrundstory, dafür viel Blut und
Gewalt. Die innere Logik hatte unübersehbare Löcher. Wie
der Facehugger an Bord der Sulaco gelangt ist, wurde nie erklärt.
Dank David Fincher ist Alien3 aber atmosphärisch
dicht und filmisch sehenswert. So ist er doch trotz aller Schwächen
interessant.
Als 20th Century Fox Joss Whedon engagierte Alien - Resurrection
zu schreiben, war das ganze Projekt mehr als fragwürdig. Unsicher,
ob es noch eine Geschichte über Ellen Ripley und ihren Alien-Widersachern
zu erzählen gibt, wurde der Film auf keinen Produktionsplan gesetzt,
Sigourney Weaver wurde nicht kontaktiert und auch kein namenhafter Regisseur
interessierte sich dafür. Mit anderen Worten, alles hing von Whedons
Skript ab, ob es mit der Alien-Saga weiter gehen würde.
Sich seiner Verantwortung bewußt und mit nichts
in der Hand, außer Ñmachí mal was drausì der Exekutiven, ergriff
Whedon erst mal blinde Panik. Als brillant erwies sich die Idee, Ripley
als geklonten Hybriden mit Alien DNS zum Leben zu erwecken. Das brachte
Sigourney Weaver zurück ins Spiel und gab der Serie neuen Schwung.
Die Arbeit des erfahrenen Autors überzeugt jeden. Der vierte Teil
der Alien Serie bekam schließlich grünes Licht und ging in Produktion,
nachdem Sigourney Weaver und auch Winona Ryder ihre Mitwirkung zugesichert
hatten. Jetzt fehlte noch ein Regisseur, der am Talent seiner Vorgänger
anknüpfen konnte.
Nachdem Danny Boyle (Trainspotting) aus dem Projekt ausstieg,
klingelte das Telefon bei Jean-Pierre Jeunet (Delicatessen, Stadt
der verlorenen Kinder). Der war völlig überrascht die Regie von
Alien - Resurrection angeboten zu bekommen. Natürlich war er daran
interessiert. Jeunet, als Europäer war besorgt, daß seine Tage
der Unabhängigkeit nun vorbei wären und die großen Übersee
Studios ihn ständig gängeln würden. Stattdessen fand er
Mitarbeiter. Regelmäßig traf sich der Regisseur mit den Produzenten
und erörterte Ideen und Änderungen. Der gegenseitige Informationsaustausch
schuf eine enge Zusammenarbeit mit Fox und Jeunet, die der Regisseur als
sehr angenehm empfand. In Europa bleibt der Produzent im kreativen Prozeß
außen vor. Der Regisseur hat alle Macht seine Visionen umzusetzen
und bleibt vom Studio idR. unbehelligt. Ein aktives Studio ist für
einen europäischen Regisseur eine beängstigende Vorstellung.
Doch wenn die Zusammenarbeit, wie im Falle Alien - Resurrection funktioniert,
ist es eine wunderbare Sache. Nach den traumatischen Erfahrungen von Alien3
verlief die Produktion verblüffend reibungslos. Mit Jean-Pierre
Jeunet hatte die Fox ein Glücksgriff getan. Auch Autor Joss Whedon
lobt den Franzosen in den höchsten Tönen, der sein Drehbuch adäquat
auf Celloloid gebannt sieht.
Alien - Resurrection fügt eine gewisse Leichtigkeit
zur Saga hinzu, präsentiert uns die ersten voll computeranimierten
Aliens und eine ganz neue Ripley - im wahrsten Sinne des Wortes.
Am wichtigsten jedoch, er läßt Fragen offen, an dem ein fünfter
Teil anschließen kann. Zugegebenermaßen wird es mit jeden weiteren
Teil schwieriger den hohen Standard aufrecht zuerhalten. In die Fußstapfen
von Ridley Scott, James Cameron, David Fincher und Jean-Pierre Jeunet zu
treten ist für einen designierten Regisseur großartig und einschüchternd
zugleich. Man kann aber ziemlich sicher sein, daß 20th Century Fox
ihre wiederbelebte Erfolgsserie weiter brodeln lassen wird.