1987 sicherte sich der kleine Independentverlag Dark Horse die Lizenz für Alien Comics. Der phänomenale Erfolg dieser Serie schuf das Fundament zum Aufstieg als drittgrößter Comicverleger in den USA.
Bei 20th Century Fox war man zunächst besorgt,
einen Kleinverleger die Lizenz zu geben und nicht den Branchenriesen Marvel
oder DC. Man befürchtete, sie hätten nicht das nötige Know-How
für solch ein Projekt. Das erwies sich aber als völlig unbegründet.
Mike Richardson und Randy Stradley, die Begründer von Dark
Horse besaßen bereits lange Erfahrungen im Comicbusiness. Es
lag ihnen am Herzen mit Dark Horse frischen Wind in die erstarrte Comicproduktion
zu blasen. Bei Independentverlagen behalten die Künstler die Rechte
an ihren Schöpfungen, im Gegensatz zu Marvel oder DC, wo alles Eigentum
des Verlages wurde. Zudem gab es keine internen Richtlinien oder Comic
Code approvals, an die man sich zu halten hatte. Diese neuen Freiheiten
brachen die verkrusteten Strukturen des Comicbusiness in den 80ern auf.
Dark Horse ist der erfolgreichste Neueinsteiger und gehört
jetzt zu den "Großenì im Geschäft.
Die Zusammenarbeit mit Fox verlief überraschend unproblematisch.
Man ließ Dark Horse kreative Freiheit. Die einzige Auflage bestand
darin weder Hicks, Newt oder Ripley zu töten - das besorgte man später
selbst mit Alien3. Heute gehören Comics, basierend auf Filmlizenzen
zu einen Standbein von Dark Horse. Godzilla, Predator, Terminator, Robocop,
Das Ding aus einer anderen Welt, Indiana Jones und natürlich Star
Wars sind alles Filme, die Dark Horse adaptiert hat. Man hat es sogar geschafft
eigene Serien als Filme zu realisieren, wie The Mask, Barb Wire oder Virus.
Mark Verheiden schrieb die ersten drei Serien der
Aliens-Comics. Man entschied sich für ihn zum einen, weil er schon
erfolgreich mit The American für Dark Horse gearbeitet hatte
und zum anderen, weil er Drehbucherfahrungen besaß. Ursprüglich
strebte Mark Verheiden eine Karriere als Drehbuchschreiber in Hollywood
an. Doch seine schlechten Erfahrungen dort waren ernüchternt. Ironischerweise
war der Erfolg seiner Comicgeschichten und von Dark Horse insgesamt, das
Sprungbrett seiner Karriere doch noch ins Filmgeschäft. So schrieb
er u. a. die Drehbücher der Comicverfilmungen von The Mask und Timecop.
Die Geschichte in den Comics beginnt einige Jahre nach
Aliens - Die Rückkehr. Newt, mittlerweile eine junge Frau, fristed
ihr Dasein in einer geschlossenen Psychiatrie, heimgesucht von Alpträumen.
Corporal Hicks ergeht es kaum besser. Mit entstellten Gesicht hat er das
Trauma von Archeron nie überwunden und verbringt seine Zeit hauptsächlich
alkoholisiert oder im militärischen Gewahrsam. Die Regierung hat die
Heimatwelt der Aliens ausgemacht und man entsendet eine Einheit, um "Probenì
zu nehmen für das Waffenentwicklungsprogramm. Hicks, als "Experteì
in Sachen Aliens wird als stellvertretender Kommandant ebenfalls mit auf
die Reise geschickt. Er befreit Newt aus der Psychiatrie und schmuggelt
sie an Bord des Raumschiffes Benedict. Gemeinsam mit Newt geht es Hicks
mehr darum, seinen Privatkrieg gegen die Monster zu führen, die sein
Leben zerstört haben. Gleichzeitig folgt ein Schiff der Bionational
dem Regierungsschiff, mit dem Ziel ihre Monopolstellung in Biotechnologie
zu wahren. Sie haben die Aufgabe, erstens soviel Daten über die Aliens
zu sammeln wie möglich und zweitens unter allen Umständen einen
Erfolg der Regierungsmission zu verhindern. Dritte Partei im Machtspiel
ist Salvaje, ein religiöser Fanatiker, der das Alien als neuen Messias
betrachtet. Mit Menschen als "Brutzellenì strebt er an, Gottes Reich auf
Erden zu erschaffen. Genug Zündstoff für sechs Ausgaben inklusive
einigen Überraschungen.
Als Zeichner der ersten Serie gewann man Mark
A. Nelson. Seine stimmungsvollen, düsteren Zeichnungen im Duo
Shades verfahren, trugen maßgeblich zum Erfolg der Comics bei.
Mark A. Nelson unterrichtete 10 Jahre Kunst in Illinois bevor er ins Comicgeschäft
einstieg. Er zeichnete für First und Eclipse diverse Serien. Mit Illustrationen
für Godzilla wurde Mike Stradley auf ihn aufmerksam und er bot Mark
an Aliens zu zeichnen. Eine seiner Arbeitsproben wurde das Titelbild der
ersten Aliens-Ausgabe.
Aliens war ein Bombenerfolg und mußte in
mehreren Auflagen Nachgedruckt werden, um die Nachfrage zu befriedigen.
Die #1 der ersten Auflage erzielt derzeit einen Preis von etwa $80.
Obwohl die Geschichte ursprünglich nur für sechs Ausgaben konzipiert
wurde, war schnell klar, daß man an diesen Hit anknüpfen mußte.
Mark Verheiden schrieb ebenso die zwei direkten Fortsetzungen,
die zusammen eine in sich geschlossene Geschichte ergeben. Die Überlebenden
der Mission landen auf einen Außenposten, wo ein faschistoider General
seine Privatarmee von Aliens züchtet. Mit ihnen will er die Erde retten
im Kampf Aliens gegen Aliens. Im dritten Teil taucht endlich Ripley auf.
Die Leser forderten schon seit Anfang an ihren Auftritt. Allerdings durfte
Dark Horse aus rechtlichen Gründen nicht das Konterfei von Sigourney
Weaver benutzen. Ripley erinnert eher an eine brünette Schönheit
aus den 50ern, als an unsere Heldin aus dem Film. Aliens - Earth War ist
weniger eine Actionstory. Es handelt mehr um die abgekühlte Beziehung
zwischen Ripley und Newt. Während Newt die klassische Rolle der humanen
Heldin einnimmt, ist Ripley eine zynische Frau auf Rachefeldzug.
Dark Horse konnte es sich jetzt auch leisten Farbcomics
zu verlegen. Aliens - Vol. 2 wurde von Denis Beauvais mit
Airbrush meisterhaft illustriert. Mit kalten blau-grün Tönen,
die in Actionszenen mit warmen, oftmals monochromen rot gebrochen werden,
schafft er es eine filmische Atmosphäre zu erzeugen. Den ersten
Reinreißer gab es bei der Wahl von Sam Keith als Zeichner
für Aliens - Earth War. Er war nicht schlecht. Doch sein Stil,
der an eine EC-Geschichte von Frazetta oder Williamson erinnerte,
war völlig deplaziert für Aliens. Zudem trug die viel
zu grelle Colorierung von Monika Livingston auch nicht gerade dazu
bei Spannung zu erzeugen. Das sahen auch viele Leser so und es gab eine
große "Sam Keith Kontroverse", die in der Leserbriefseite ausgetragen
wurde. Nach Abschluß der Triologie wurde es um die Aliens-Comics
ruhiger. Dafür landete man den nächsten großen Knaller
mit Aliens vs. Predator.
Beide Serien für sich genommen, waren ein Hit für
Dark Horse. Mit der "Verschmelzungì der Charaktere in einen Comic gelang
es die separaten Fangruppen anzusprechen. Das Resultat war ein Riesenhit.
Der Hit war sogar so riesig, daß sie bis heute einen Rattenschwanz
von Crossover nach sich gezogen haben. Gastauftritte zwischen den
Helden waren schon immer beliebt. Vereinzelt gab es sie auch zwischen den
verschieden Verlagen, wie Superman gegen Spider-Man. Aber Filmfiguren im
Comic gegeneinander antreten zu lassen war etwas völlig neues. Mittlerweile
gibt es die bizarresten Paarungen. Keine Idee scheint mehr abwegig genug
zu sein. Doch wird man niemals ein Aliens vs. Star Wars Crossover sehen,
zur Enttäuschung vieler Fans. Lucasfilm hat dieses abgelehnt und möchte
seine Figuren lieber für sich lassen. Die Säuremonster hatten
es auch mit Superman und Batman zu tun. Gemessen an den Verkaufszahlen
des Predatorintermezzos lief das DH/DC Joint Venture aber nur unter ferner
liefen.
Die Idee zu Aliens vs. Predator hatte Chris Warner,
seines Zeichens Predator-Zeichner, während einer Brainstorming-Sitzung.
Vereinfachend kam hinzu, daß sowohl Aliens als auch Predator Eigentum
von 20th Century Fox sind. Damit ersparte man sich komplizierte Lizenzverhandlungen.
Fox fand die Idee sogar großartig und verglich sie mit King Kong
gegen Godzilla. Anfang der 90er gab es ernsthafte Überlegungen
einen Aliens vs. Predator-Film zu drehen. Doch die enttäuschenden
Einnahmen von Alien 3 ließen das Projekt einschlafen. Keiner wollte
das kostspielige Risiko mehr auf sich nehmen.
Als Klassiker unter den Aliens vs. Predator Geschichten
gilt The Deadliest Of Species geschrieben von Chris Claremont,
einen routinierten Comicautor. Einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg
dieser Serie hatten auch die fantastischen Titelbilder von John Bolton.
Beide Künstler arbeiteten schon öfter an gemeinsamen Projekten
zusammen, wie Marada - She Wolf, Black Dragon oder Classic X-Men. Ursprünglich
hatte Chris Claremont überhaupt keine Lust eine Ctossover-Geschichte
zu schreiben. In der ersten Serie von Randy Stradley schien schon alles
gesagt worden zu sein, was es über den Kampf der Titanen zu
sagen gilt. Mensch trifft Alien oder Predator, Predator tötet Mensch,
Mensch tötet Alien, jeder tötet jeden und am Ende gewinnt einer.
Im Grunde sind alle Geschichten so gestrickt. Chris Claremonts Ansatz war
es die Sache umzudrehen. Eine Frau, ein Alien und ein Predator agieren
zusammen. Die Monster sind die Guten, die Helden der Geschichte. Natürlich
gibt es bis zum Schluß Irrungen und Wirrungen. Keiner ist das, was
er bzw. sie zu sein scheint.
Dark Horse erkannte sehr schnell, daß es schwierig
sein wird die Serie interessant zu halten mit endlosen Kämpfen von
Lt. Ripley gegen die Aliens. Daher entfernte man sich inhaltlich von den
Filmen und ging eigene Wege. Zumal Alien 3 alles in Widerspruch stelle,
was man bereits etabliert hatte. Niemand hatte damit gerechnet, daß
Newt und Hicks gleich im Vorspann abserviert werden. Das war ein ziemlicher
Schlag. Dark Horse begann eine parallele Alien-Welt zu erschaffen
mit eigenen Orten und Charakteren. Qualitativ sind die Mini-Serien sehr
unterschiedlich. Als Tiefstpunkt kann man Aliens - Colonial Marines
bezeichnen. Die Story ist zerfahren, die Zeichnungen von einer Schar Zeichnern
lieblos aufís Papier geklatscht. Gnädigerweise wurde die Serie zwei
Ausgaben früher zum Abschluß gebracht als geplant. Im Gegensatz
dazu ist der Roman Aliens - Tribes ein kleines Juwel. Das Aufspüren
und Vernichten von Alien-Nestern gehört mittlerweile zum Alltag des
Militärs. Kleine Spezialeinheiten werden mit dieser Aufgabe betraut.
So ist es nichts weiter als ein Routinejob, eine medizinische Raumstation
zu säubern. Doch niemand hatte mit einen verräterischen Arzt
gerechnet, der den Aliens beisteht. Die eigentliche Bestie ist der Mensch
und nicht die instinktgetriebenen Monster, die zur tödlichen Bedrohung
der Soldaten werden. Geschrieben von Stephen Bisette (Swamp Thing)
und eindrucksvoll illustriert von Dave Dorman (Star Wars), gewann
die Novelle den Bram Stoker Award 1992.
Mit Alien - Resurrection wurde nicht nur die Filmreihe
wiedergeboren, sondern auch die Comicreihe. Havoc und Alchemy
waren gleich zwei außergewöhnliche Serien. Aliens - Havoc ist
ein Jam-Comic, bei der jede Seite von einen anderen Zeichner gestaltet
wurde. Aliens von Sergio Arangones (Mad, Groo) ist mal ëwas
ganz anderes. Aliens - Alchemy zeichnete Underground Star Richard
Corben (Rowlf, Den). Aliens von Corben zu sehen erwartet man auch nicht
unbedingt, ist aber alles andere als enttäuschend.
Heute erscheinen die Aliens Comics vitaler den je, nachdem
man nach Alien 3 befürchten mußte, das Ganze hätte sich
totgelaufen. Wir werden also noch länger mit den totbringenden Monstern
in gezeichneter Form beglückt werden. Wie groß die Qualitätsschwankungen
sein werden, bleibt abzuwarten.