Das war eine ganz schöne "Tour-de-Force".
Mein Filmjournalisten Kumpel, Uwe Lippick hatte die Chance aufgetan, Wolfgang Petersen in Santa Monica zu interviewen. Relativ kurz entschlossen und spontan organisiert ging es für eine Woche in die USA. Da die Flüge nach L.A. alle ausgebucht waren, flogen wir nach Phoenix und planten unsere Etappenabschnitte im Flieger.
Unsere Tour fing auch gleich dramatisch an, als eine
Familie in Frankfurt das Flugzeug verlassen mußte. Ich habe die Details
nicht mitbekommen. Es ging um falsche Sitze und der Mann wurde aggressiv.
Da haben sie ihn samt Familie rausgeschmissen. In Chicago konnte das Flugzeug,
wegen Gewitter nicht landen. Als der Sprit ausging, mußten wir in
Milwaukee zum Tanken zwischenlanden. Ich brauche nicht extra erwähnen,
daß wir unseren Anschlußflug nach Phoenix verpasst haben?
Wir schafften es dennoch bis Kingman, AZ,
unser erstes Etappenziel und hatten dafür einen Platten am nächsten
Morgen. Der Mietwagen war nicht sonderlich mit Werkzeug ausgestattet,
so daß wir eine Werkstatt anrufen mußten. Der Ersatzreifen
war nur ein Notreifen. Keine Chance damit seine Reise fortzusetzen.
Also mußten wir den Wagen in Las Vegas wechseln. Ursprünglich
wollten wir nur durch Vegas (über den E.J. Hoover Staudamm fahren).
Das hat uns einen halben Tag gekostet, inklusive verfahren in diesen künstlichen
Wüstennest.
Den nächsten Tag ging es durch Death Valley
bei 45°C mit einen kurzen Stop in Lone Pine, dem Ort, wo
all die Western Filme gedreht wurden. Leider war der Buchladen, mit den
Film- und Western-Bücher geschlossen. In einen Kaff namens Beatty
quartierten wir uns über die Nacht ein.
Weiter ging es zum Salzsee Lake Monokee,
mit seinen interessanten Gesteinsformationen und Millionen von Salzfliegen,
die in fetten, schwarzen Trauben das Ufer bevölkern. Danach quer rüber
durch den Yosemite Park. Wir hatten uns in der Entfernung
verschätzt, da die Straße unendlich viele Windungen und Gefälle
hatte, die nicht auf unserer Karte eingezeichnet war. Sehr spät und
ziemlich erschöpft nahmen wir das erste Hotel nach dem Park
in Groveland. Das war ein Puppenhaus mit Teddy auf dem Bett. Dafür
ohne Fernseher im Zimmer, alles im Stil des späten 19th Jahrhundert
möbliert... und ziemlich teuer. Auf der anderen Seite, war es eine
willkommene Abwechslung nach all den Motel Spelunken in abgewirtschafteten
Wüstendörfern mit nichts als chemischen Junkfood. Die Leute waren
sehr nett und haben uns gleich zu einem Bier eingeladen und es gab ECHTES
Frühstück am nächsten Morgen! Amerikanisches Essverhalten
- daran werde ich mich nie gewöhnen. Ich stelle mich wirklich nicht
an, bin kein "Gourmet" oder so, aber Trockenmilchpulver und "Gummibrot"?
Ich weiß nicht! Uwe hatte sogar mehr Probleme damit. Ich kann ein
paar Tiefschläge ertragen.
Nächster Stop war San Francisco, wo wir
zwei Tage blieben. SF ist bisher meine "Lieblingsstadt" in den USA. Sie
hat einen eigenen Stil und scheint "entspannter" zu sein, als andere US-Städte.
Wir besichtigten die Golden Gate Bridge, Fishermanës
Wharf und stürmten die Buch- und Comicläden. In den USA gibt
es zu jedem Thema, Genre, egal wie exotisch es auch sein mag, Fachbücher
und Dokumentationen. Wir waren wie 6-jährige im Süßigkeitenladen.
An solche Dinge kommt man in Deutschland sonst nur mit viel Geld und Geduld
heran.
Nach SF ging es gerade runter auf der Highway
nach L.A. Unser Termin mit Wolfgang Petersen war für 16.00
Uhr angesetzt in seinem Büro in Santa Monica. Soweit so gut. Was
unsere Karte von L-A. leider nicht darstellte, war daß die Avenue
einige Male unterbrochen wurde! Wir mußten 914 finden und waren irgendwo
bei # 11.000! In Nullkommanichts hatten wir uns im Großstadtdschungel
verirrt. In unserer Verzweiflung - es war mittlerweile 16.30 Uhr
- sahen wir eine Frau mit einen Handy. Uwe sprang aus dem Wagen und lieh
sich das Telefon der Frau. Unser Interview wurde auf den nächsten
Tag um 15.30 Uhr verlegt. Jetzt hatten alle Zeit der Welt. Den Rest des
Tages, nachdem wir das Büro gefunden hatten, verbrachten wir in Santa
Monica und suchten weitere Buch- und Comicläden heim. Am späten
Abend gingen wir ins Kino, um uns "Ghost of Mars" anzusehen. Oh,
Mann! Da hat sich John Carpenter wieder einen Klops erlaubt. Es tut mir
leid, aber der Film ist ziemlich schlecht.
Am nächsten Tag ging alles glatt!
Wir waren pünktlich und verbrachten
eine Stunde bei einer Tasse Kaffee mit Wolfgang Petersen, unterhielten
uns über sein neuestes Projekt, zukünftige Pläne und das
Leben in den USA im allgemeinen. Er mag es nicht, fotografiert zu werden.
Dafür braucht man eine "extra Genehmigung". Es gibt also keine Fotos
mit mir und Wolfgang in seinem Büro zwischen Familienbildern und coolen
Erinnerungsstücken aus seinen Filmen.
Nach dem Interview fuhren wir gleich zurück und schafften es bis Blythe, CA, kurz vor Phoenix. Links und rechts entlang der Highway säumen ständig Überbleibsel von explodierten Reifen und manchmal auch Teile von Autowracks den Weg. Man sieht Bremsspuren, die im nichts enden. Das erinnerte mich an Leichenteile vergangener Schlachten und Tragödien, die Lebende an die ständige Gefahr erinnern sollen. Wie um meinen Eindruck zu unterstreichen, gerieten wir in einen Stau auf unseren Weg nach Phoenix, wegen eines Unfalles. Das sah nicht gut aus für die Insassen. Die Kabine war total platt.
Das
letzte Abenteuer wartete noch auf uns ? "Dollar-rent-a-car" beim Flughafen
zu finden. Das einzige Schild, sagte "44th North exit". Fein, das
hatten wir gefunden. Doch was dann? Kein weiteres Schild, kein "Dollar"
Autoverleih zu sehen, dafür eine große Kreuzung mit mehreren
Abzweigungen. Wir fragten einen Angestellten, hatten 3 Anläufe, alles
ohne Erfolg und die Zeit wurde knapp. Wir mußten etwas unternehmen...
SOFORT! Uwe wartete im Wagen, während ich heraussprang, um ein Taxi
als Führer zu nehmen. Amerikanische Taxifahrer ? das ist ein
Kapitel für sich. Ich versuchte mein Anliegen zu erklären und
löste sofort einen Tumult aus...
- Naw, Aím not gonna do it!
- 25 bucks!
- Aw donít know where it is.
- 25$ 25$!
Ich versuchte den Preis auf $ 15 zu drücken
und entschied mich schließlich für einen Fahrer für
$20, der noch einigermaßen vertrauenswürdig aussah, gegenüber
den tobenden Mob. Er war ein Türke, der seine "Green Card" in der
Lotterie gewonnen hatte und nun seit 10 Jahren mit seiner Familie in den
USA lebte. Für weitere zehn bucks fuhr er uns zurück zu unseren
Terminal. Keine schlechte Bezahlung für ein paar Minuten rumgurken
um den Block.
Das war es soweit. Der Rest verlief relativ ereignislos.
Der deutsche Regisseur Wolfgang Petersen ("Das Boot", "In the Line of Fire", "Der Sturm") wird Superman und Batman in einen Film zusammenführen! Sam Dickerman, Partner von Petersens Produktionsfirma Radiant bei Warner Brothers, kam mit der aufregenden Idee zu ihm, diese beiden Superhelden in einem Film zusammen zu bringen. Das hat Wolfgang Petersen und das Studio sofort überzeugt. Andrew Kevin Walker, Autor von "Sieben" und "Sleepy Hollow" war von dem Projekt sofort begeistert und schreibt derzeit das Drehbuch. Wir trafen Wolfgang Petersen in Santa Monica, um an neueste Informationen über dieses Traumprojekt zu kommen.
Für Wolfgang Petersen ist es ein Versuch, etwas völlig Neues auszuprobieren, mit zwei "All-American" Kultfiguren zu arbeiten und neues Territorium zu betreten. Auf der anderen Seite besteht für ihn auch die Chance, einen intelligenten Film zu machen, wenn man Superman und Batman ernst nimmt. Beide Figuren stellen auf ihre Art unterschiedliche Lebensphilosophien dar: Superman, der von einen anderen Planeten stammt, stellt das Gute und Positive dar. Batman, andererseits, ist eine dunkle Figur mit qualvoller Vergangenheit und stellt die gewalttätige, negative Seite dar. Es ist sehr interessant diese beiden grundlegend verschiedene Charaktere gemeinsam auf der Leinwand auftreten zu lassen.
Den Clou der Geschichte sollte man natürlich nicht verraten. Das ganze Internet ist bereits voll mit Gerüchten. Da heißt es George Clooney wird noch einmal Batman spielen oder John Travolta wird Superman. Das ist aber alles Quatsch. Jeder will natürlich wissen, wer der Superschurke ist und wer ihn spielt oder ob es einen Kampf zwischen den Helden gibt? Definitiv ist bisher aber nur, dass Wolfgang Petersen die Regie übernimmt.
Comichefte waren ein Teil von Wolfgang Petersens Jugend in Deutschland. Die Kinder tauschten die Hefte untereinander und er verschlang alles querbeet. Und noch mit 17 oder 18 Jahren wurde er, zum entsetzten seiner Lehrer, mit Donald Duck-Heften unter der Schulbank auf dem Gymnasium erwischt. Jetzt, als "reifer Filmemacher" hat er großen Spaß daran, zu den Ursprüngen seiner Jugendbegeisterung zurückzukehren und daraus einen großen Film zu machen.
Allerdings müssen wir uns wohl noch 2 bis 3 Jahre gedulden, bis wir den Superman/Batman-Film zu sehen bekommen. Zuerst wird Wolfgang Petersen "Endurance" fertig stellen, seinen Kinofilm über die gescheiterte Shakleton-Expedition in die Antarktis. Drehbeginn ist Januar 2002. Erst danach wird er sich den berühmtesten Superhelden von DC Comics voll widmen. Und bis dahin kann im wechselhaften und sehr trendabhängigen Hollywood noch eine Menge geschehen...